Rangezoomt Tours - Tag 2

03.01.2022 22:15

 

Am zweiten Tag meiner Fotoreise bezog ich (problemlos – funktionierendem Navi sei Dank) meine nächste Unterkunft. Ich hatte mich für Cuxhaven als Standort entschieden, um die beiden weiteren Hauptmotive anzusteuern.

 

Da ich diese natürlich wieder zur besten Zeit / zum besten Licht – also zum und nach dem Sonnenuntergang – ablichten wollte, verbrachte ich zunächst etwas Zeit in Cuxhaven am Strand und besuchte dort die Kugelbake.

 

Der Tag war gefühlt extrem heiß und schwül, definitiv gefühlt sehr viel heißer, als das Thermometer behauptete, und ich war froh, nicht die Kamera mitgeschleppt zu haben. Natürlich war es wie erwartet sehr voll (und vielleicht ist es Euch schon aufgefallen, Menschen zu fotografieren, bzw. auf meinen Bildern zu haben, ist ja eher nicht so meins) und außerdem war es auch sehr diesig. Da zudem Hochwasser war, wusste ich schon, dass ich die Kugelbake nicht vom Watt aus hätte aufnehmen können (was für ein Bild aber eine gute Position gewesen wäre), und gerade tagsüber wäre das auch nur mit Filtern vernünftig möglich gewesen. Dass das nicht immer so einfach ist wie gedacht, hatte mir mein Erlebnis am Vorabend ja eindrucksvoll klar gemacht. Insofern bummelte ich nur mit der Handykamera über den Deich, ließ auf der Steinmauer an der Bake die Beine baumeln und beobachtete die zahlreichen Schiffe und Boote, die die Hafeneinfahrt nach oder von Cuxhaven nutzten und schnabulierte ein Fischbrötchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem ich mich bei Feinkost Albrecht noch mit ein paar Delikatessen zum Abendessen eingedeckt hatte, die ich bei meinem zweiten Spot ganz gemütlich bei einem Picknick zu dritt (meiner Kamera, meinem Stativ und meiner Wenigkeit) auf dem Deich genießen wollte, machte ich noch einmal Halt im Hotel, bevor ich eigentlich direkt noch weiter und etwas anderes ansehen wollte. Diesen Zwischenstopp hatte ich allerdings genau richtig eingeplant, denn genau dort angekommen, begann eine ganze Reihe von Gewittern, die sich gewaschen hatten (und mich gewaschen hätten, wäre ich noch draußen unterwegs gewesen). Man muss ja auch mal Glück haben.

 

Obwohl ich über eine Abkühlung theoretisch froh gewesen wäre (in meinem winzigen Einzelzimmer unter dem Dach in diesem sehr kleinen, aber feinen Hotel herrschten sicherlich über 40 Grad), war es dann doch ziemlich frustrierend, stundenlang in der kleinen Kammer zu hocken und dem Gewitter und den sturzbachartigen Regenfällen zuzuhören. Das einzige Fenster in meiner luxuriösen Unterkunft war ein kleines Dachfenster, das sich leider aufgrund der vom Himmel fallenden Wassermassen nicht mehr auch nur einen winzigen Spalt öffnen ließ, ohne selbige (also die Wassermassen) ins Zimmer einzulassen. Da dies frisch renoviert war und eine wirklich makellos weiße Wand vorweisen konnte (und mein Bett im übrigen zumindest zur Hälfte direkt unter dem Fenster stand und damit dem einlaufenden Wasser im Weg), entschied ich mich, selbiges in meinem eigenen Interesse und zweifellos auch dem des Hotelbesitzers, geschlossen zu halten. Was naturgemäß zur Folge hatte, dass leider auch keine frische Luft einströmen konnte..

 

 

 

Die Zeit nachmittags so „totzuschlagen“ war schon etwas frustrierend, und gleichzeitig sah ich auch schon meine Felle davonschwimmen, was mein zweites Hauptmotiv anging.

 

Denn am Abend sollte es nach Dorum-Neufeld zum

 

Leuchtturmdenkmal Obereversand

 

gehen. Und es sah ziemlich sicher danach aus, dass die gewünschten Bedingungen nicht nur wieder nicht eintreten würden, sondern im Gegenteil war das Wetter sogar noch deutlich unbrauchbarer als am Abend zuvor.

 

Relativ pünktlich innerhalb meines Zeitplans ließen die Gewitter und der Regen tatsächlich nach, und so packte ich meine sieben Fotosachen – etwas hoffnungslos muss ich gestehen – zusammen, um nach Dorum-Neufeld aufzubrechen. Als ich runter in den Hof kam, staunte ich nicht schlecht. Hatte ich mich bei der Ankunft noch geärgert, dass ein anderer Hotelgast mit einem ziemlich dicken Auto doch „meinen“ schönen Parkplatz weggeschnappt hatte und ich vorne auf so nem ungünstigen Stück direkt an der Hauswand stehen musste, hatte ich jetzt gut lachen. Der von einer Mauer umgebene Hof und Gästeparkplatz stand annähernd komplett unter Wasser. Nur mein Auto war tatsächlich trockenen Fußes zu erreichen. Das fand ich nur fair, denn mein Bedarf an nassen Füßen war ja nun erstmal gedeckt.

 

Ich zuckelte also die knapp 30 km gemütlich am Deich entlang, während ich mir unterwegs mehrfach die Frage stellte, ob das nun wirklich sein musste, Sprit zu vergurken für dieses aussichtslose Unterfangen. Es grummelte weiterhin aus verschiedenen Richtungen, regnete immer wieder und blitzte auch vereinzelt über der Nordsee. Es war sonnenklar (ha ha), dass kein Fotografieren möglich sein würde. Aber es stand auch fest, dass ich mir das vor Ort zumindest mal angucken musste, wenn ich nun schon unterwegs war. Im Hotelzimmer zu hocken war ja nun wirklich keine echte Alternative.

 

In Dorum angekommen, durfte ich dann direkt feststellen, dass der Fußweg vom Parkplatz zum Leuchtturm – ob nun aufgrund des vorangegangenen Unwetters oder einer grundsätzlich bestehenden Problematik – unter Wasser stand. Jo. Das sind so die Momente im Leben, bei denen man sich zwischen Lachen und Weinen nicht wirklich entscheiden kann (und ich für meinen Teil dann gern mal beides tue). Wie gesagt, ein Rückzieher kam für mich aber überhaupt nicht in Frage, also zog ich mich – auch aufgrund des überraschend frischen Windes – am Auto nochmal um. Mit Gummikrücken (leider nur die kurze „Stiefeletten“ Ausgabe) und Regenjacke gewappnet und irrwitzigerweise mit den sieben Fotosachen bepackt, zog ich also los. Dass das Picknick auf dem Deich im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel, brauche ich wohl nicht erwähnen. Ich wollte nun aber wenigstens ein paar Bilder mit dem Handy machen und wenigstens behaupten können, einmal da gewesen zu sein. Und schon auf dem überschwemmten Weg zum Leuchtturm, über den ich mich in etwa in der gleichen Gangart bewegte wie am Vorabend im Watt (vergleichbar mit einem nicht sehr grazilen Storch im Salat), um das Schwappen des Wassers in meine zu kurzen Gummischuhe zumindest weitgehend zu verhindern, fing es wieder zu regnen an. Angst, die nächsten Schuhe zu verlieren, hatte ich keine, mit einem "plumps" überraschend in einem Gulli oder sonstigem unter der Wasseroberfläche aus dem Nichts auftauchenden Loch zu verschwinden, hingegen schon.

 

 

 

 

 

 

Ich machte am Fotoobjekt der Begierde angekommen also zwei, drei lieblose Schnappschüsse und kletterte ein paar der Treppen zum Eingang des Leuchtturms hoch, um die Aussicht zu genießen (oder sagen wir besser "abzuchecken", aber aufgrund des hier wirklich anständigen Windes und der Gefahr, meinem Handy den nächsten Freiflug zu spendieren, verzichtete ich lieber auf eine allzu ausführliche Erkundung. Abgesehen davon war die Sicht sowieso mal wieder getrübt vom Regen auf der Brille..

 

 

 

 

Eigentlich wollte ich dann schon wieder kehrtmachen, aber der Regen ließ etwas nach, und im Norden (aus Sicht auf den Leuchtturm im Osten) waren immer mehr Blitze zu sehen. Da kribbelte es ja schon määächtig in meinen Fotofingern, und als dann noch zwei weitere Fotografen erschienen und furchtlos (oder naiv?) ihre Stative aufbauten, konnte ich natürlich auch nicht anders.

 

Generell hat das Fotografieren im Allgemeinen, aber das Langzeitbelichten im Besonderen, meiner unfachmännischen

Meinung nach zwei absolute Todfeinde:

 

Der erste - mit großem Abstand – ist (kräftiger) Wind. Wind hat zwei extrem nachteilige Wirkungen auf das Fotografieren mit langen Belichtungszeiten. Zum Einen bewegt er je nach Stärke schlichtweg das Stativ (wenn selbiges nicht unbedingt aus Beton ist, was selten der Fall sein dürfte). Durch das Rütteln des Windes am Stativ und damit der Kamera, kommt es während längeren Belichtungszeiten zu Verwacklungen, also unscharfen Bildern. Bei sehr wenig Wind und einem sehr schweren, stabilen Stativ ist das noch kein Problem, in Dorum an dem Abend allerdings hatten wir wirklich eine steife Brise, und die großen Rechteckfilter, die ich am Objektiv anbringen wollte, bieten natürlich nochmal eine größere Angriffsfläche für den Wind direkt an der Kamera. Wirklich alles andere als optimale Bedingungen, und ich hatte meine Zweifel, ob ich ein scharfes Foto hinbekommen würde.

 

Wind macht sich außerdem einfach auch nachteilig im Bild selbst / in der Bildgestaltung bemerkbar. Er sorgt dafür, dass Bilder – für meinen Geschmack – oft unschön werden aufgrund von verwischten Bereichen. Da, wo nur relativ statische Elemente im Bild vorhanden sind, was am Leuchtturm bei Hochwasser der Fall gewesen wäre, ist Wind kein Problem (so lange das Stativ fest steht), da das Hauptmotiv sich nicht bewegt, und das Wasser sowieso mit der langen Belichtungszeit geglättet, bzw. im Fall von Wolken diese Bewegung ja dynamisch sichtbar gemacht werden soll. Wo aber bewegliche Elemente im Bild vorhanden sind, wie zum Beispiel Schilf oder hohes Gras an einem Seeufer, sieht das Ergebnis in der Regel nicht gut aus. Da ist dann zwar ein scharfer Steg und geglättetes Wasser zu sehen, aber auch total verschwommenes – weil hin und her gewehtes – Schilf. Hier in Dorum während der Ebbe lag auch relativ viel Gras frei, das unsanft und gut sichtbar durchgepustet wurde.

 

Mich hatte nun aber natürlich der Ehrgeiz gepackt, es konnte ja wirklich nicht sein, dass ich schon wieder ohne brauchbare Bilder nach Hause ging. Dass ich meine Wunschbilder bekommen würde, stand natürlich schon lange außer Frage, denn von schönem Sonnenuntergang fehlte jede Spur. Stattdessen zogen dicke, dunkle Wolken über uns hinweg, die auch immer wieder großzügig dicke Tropfen verteilten.

 

Was mich zum zweiten Feind von Fotografie und insbesondere Langzeitbelichtungen bringt: Im Regen zu fotografieren ist meiner Meinung nach generell keine gute Idee, es sei denn, man möchte diesen wirklich bewusst als Stilmittel einsetzen und in sein Foto einbauen. Wenn ich sehr kurz belichte, kann ich zwischen den einzelnen Aufnahmen natürlich die Linse kurz trocken wischen, wenn ich aber Belichtungen von 30 Sekunden oder sogar 2 oder 3 Minuten machen möchte, fällt in dieser Zeitspanne so viel Regen auf das Glas, dass das Bild mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Eimer ist.

 

Wenn sich nun Wind und Regen zusammenschließen, hat man aus meiner Sicht eine nahezu vernichtende Kombi und eigentlich keine reelle Chance mehr auf ein brauchbares Foto.

 

Um so mehr überraschte es mich nach einigen Aufnahmen festzustellen, dass zumindest das Stativ dem wirklich kräftigen Wind Stand hielt, und die Aufnahmen nicht verwackelt waren. Und während die anderen inzwischen vier Fotografen vor Ort alle nur auf den Leuchtturm fokussiert waren, hatte ich Blut geleckt, etwas von dem anhaltenden Gewitter in der anderen Richtung zu erwischen. Also schwenkte ich nach einigen Aufnahmen vom Leuchtturm sehr weit rum, um selbigen zwar noch knapp im Bild zu haben, aber auch die größtmögliche Chance, im übrigen Bildbereich irgendwo einen Blitz zu erwischen. Leider war auf der anderen Seite des Deiches, also links vom Leuchtturm, durch eine Baustelle alles abgesperrt, sonst hätte ich natürlich einen anderen Standort und Aufnahmewinkel gewählt. Aber was soll ich sagen? BÄM! Da war endlich einer, der sich am Ende der Belichtungszeit schnell noch auf dem Bild verewigt hat. Ein kleiner. Na gut, ein sehr, sehr kleiner. Sehr weit entfernt eben. Aber dennoch Glücksgefühl pur! Ich gebe zu, das Foto lässt einen auf den ersten Blick stutzig werden ob des ungünstigen und dilettantisch erscheinenden Bildaufbaus, aber auf dem zweiten Blick sollte man hoffentlich den – zugegeben winzigen - Blitz erkennen. HA!

 

Nach diesem Erfolgserlebnis verbesserten sich auch die Bedingungen weiter. Ich harrte nun schon echt lange da aus, und als es nach dem (nicht sichtbaren) Sonnenuntergang immer dunkler wurde und damit die Lichter im Leuchtturm immer deutlicher, schlich sich trotz der teilweise noch dicken Wolken

auch die wunderbare Färbung der blauen Stunde in den Himmel.

 

Letztlich habe ich die schönsten Bilder aufgenommen, als alle anderen schon das Weite gesucht hatten und ich noch mutterseelenallein da im Dustern auf dem Deich stand. Aber irgendwann kommt immer der Punkt, an dem man weiß, dass es nun reicht, weil man einfach nichts neues oder besseres mehr an einem Spot aufnehmen kann, und meistens ist das auch der Zeitpunkt, an dem man aus seiner „Trance“ aufwacht. Es ist tatsächlich immer so, dass ich während des Fotografierens alles um mich rum so ausblende und richtig in so nem Tunnel bin, und dass ich beim Aufbruch dann plötzlich feststelle: UFF! Mir ist kalt, die Füße tun weh, ich muss mal, oh verdammt, ich muss ja ganz nötig, ich bin müde, meine Hände sind steif, ich muss jetzt aber wirklich ganz, ganz nötig, und in diesem Fall während des Zurückstapfens durch den immer noch unter Wasser stehenden Weg auch „Alter, hab ich Huuunger!“.

 

Richtig, das Picknick lag ja seit mittags im warmen Auto, ich war drei Stunden oben am Leuchtturm gewesen, statt der geplanten paar Minuten.

 

Was aber immer genial zu beobachten ist, wie unterschiedlich sich die eigenen „Wehwehchen“ anfühlen. Muss man normalerweise dringend auf Toilette oder tut der Rücken weh oder hat man ein ausgeprägtes Loch im Magen, fühlt sich das echt unangenehm an und kann dafür sorgen, dass sich die Laune schon mal gepflegt in Richtung Keller bewegt. Nach einer „Foto-Session“ nennen wir es mal, nimmt man diese ganzen negativen Gefühle zwar schlagartig wahr, aber sie werden eindeutig von diesem Hochgefühl des Erfolgs verdrängt. Diese unglaubliche Freude und tiefe Zufriedenheit, die sich in einem ausbreitet, wenn man dann wieder im Auto sitzt und weiß, man nimmt ein paar geile Aufnahmen mit nach Hause, ist einfach mit nichts zu vergleichen. Total K.O. aber glücklich!

 

Und obwohl meine Ausbeute von dem zweiten Hauptmotiv nicht auch nur in die Nähe meiner vorherigen Wunschvorstellung kommt, bin ich in diesem Fall trotzdem zufrieden damit. Denn ich habe durchgehalten, nicht aufgegeben und unter widrigen Umständen ein paar geile Bilder gemacht. Anders als geplant. Aber gut. Und hart erarbeitet und so. Ihr wisst schon.. Und Schön-Wetter-Fotografie kann ja schließlich jeder!

 

Es sind zwar eine Reihe von Aufnahmen entstanden, aber ich habe mich für die Galerie für eine kleine, aber feine Auswahl entschieden. Letztlich ähneln sich die Fotos doch sehr (und mein Speicherplatz ist arg begrenzt). Daher hier meine persönliche „best of“ vom Leuchtturmdenkmal Obereversand