Polarlichtalaaarm

04.03.2023 17:00

Wir unterbrechen die laufende Sylt-Sendung für eine aktuelle Sondermeldung zum Thema Polarlichter (Nordlichter) in Deutschland. Der ursprüngliche Albumtitel Polarlichter in Schleswig-Holstein muss aus aktuellem Anlass geändert werden..

 

.. denn die Polarlichter vom 26. Februar waren nicht nur in Schleswig-Holstein zu sehen, sondern auch in anderen südlicheren Bundesländern. Nein, ich benenne das Album nicht um, aber es ist schon wirklich beeindruckend, was sich hier in den letzten Tagen fast deutschlandweit abgespielt hat.

 

Eigentlich lag ja im Moment nichts Besonderes an. Ich wollte Euch nach und nach meine Sylt-Bilder zeigen und habe keine Tour in naher Zukunft geplant. Aber als „Polarlichtjäger“ muss man natürlich „allzeit bereit“ sein. Eigentlich.

 

Als ich am vergangenen Sonntag die Vorhersagen sah, traute ich den wirklich vielversprechenden Werten ehrlich gesagt nicht über den Weg. Zu oft schon hatten die verschiedenen Apps schlicht gesponnen, war das Wetter mehr als bescheiden gewesen oder war aus den dollen Werten letztlich einfach nüscht geworden. Und dieses Mal sahen die Daten SO gut aus, dass es schon zu schön war, um wahr zu sein.

 

Abgesehen davon war ich über das Wochenende weg gewesen (weshalb auch mein Tank nur noch einen sehr, sehr knappen Füllstand vorweisen konnte und eine Fahrt an die Küste gar nicht mehr möglich war), wollte ich Zeit mit meiner Tochter verbringen und war – in Anbetracht des bevorstehenden Arbeitstages am Montag – auch recht müde und.. um ganz ehrlich zu sein.. unmotiviert.

 

Ich schenkte den Vorhersagen also tatsächlich erstmal gar nicht die angemessene Beachtung und machte mich tatsächlich zeitig bettfertig. Da ich das Handy momentan nachts ausnahmsweise am Bett habe, guckte ich aber doch nochmal nach, denn irgendwie ließ mir das Ganze doch keine Ruhe. Als die Werte quasi durch die Decke gingen und dann tatsächlich bereits die ersten Polarlichtsichtungen gepostet wurden, krabbelte ich wieder aus dem Bett und machte – immer noch ohne große Erwartung, mehr so zur Sicherheit, um beruhigt schlafen zu können – ein Testfoto aus dem Dachfenster. Und bei dem Ergebnis ist mir fast die Kamera aus der Hand geflogen!

 

Trotz massiv heller Straßenlaternen und der Beleuchtung der Nachbarshäuser war über selbigen deutliches Polarlicht zu erkennen. Nicht nur ein grünes Band spannte sich zwischen und über den Dächern, auch nach oben gehende pinkfarbene „Beamer“ waren deutlich auf dem Foto zu sehen. Vollkommen ungläubig suchte ich nochmal den Himmel mit den Augen ab und sah dann tatsächlich ganz leicht grünes und pinkfarbenes Licht.

 

Ich sage Euch, mein Puls war schlagartig auf einem Rekordwert, und die Müdigkeit und Unmotiviertheit wichen abrupt hektischer Aufbruchaktivität. Hose über den Schlafanzug, Mütze, Handschuhe, Ersatzakku, Stirnlampe, Stativ. Noch was? Nein, raus, nur schnell mit dem Nötigsten los, bevor das Schauspiel gleich wieder vorbei ist.

 

Da Zeit und Tankinhalt für eine längere Fahrt zu einem möglichst geeigneten Spot wie gesagt fehlten, fuhr ich „in meiner Not“ auf die Schnelle in einen dunklen Nachbarort. Auf der Brücke an der Stör hatte ich im Sommer die Milchstraße sehr gut aufnehmen können, und vor Ort angekommen, erwies sich dieser Standort Gott sei Dank als super geeignet. Schon bei den ersten Aufnahmen war ich vollkommen geflasht von den Ergebnissen, und nachdem sich mein astronomischer Puls ein kleines bisschen beruhigt und sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich die Nordlichter auch mit bloßem Auge. Nicht so deutlich natürlich wie die Kamera sie einfangen konnte, nicht so hell und klar im Umriss, aber grünes und pinkfarbenes Licht waren zu erkennen!

 

Das Licht veränderte sich in der Intensität und wanderte, so dass ich die Einstellungen und die Position der Kamera einige Male anpassen musste. Aber so entstanden in gut einer Stunde in der Kälte eine Reihe von faszinierenden Bildern, die ich – hier bei uns mitten in Schleswig-Holstein – nicht für möglich gehalten hätte. Dass mir erst zu Hause bei Abklingen des Adrenalinspiegels bewusst wurde, dass es 3 Grad Minus hatte und nicht nur die Ausrüstung, sondern auch ich leicht tiefgefroren waren, könnt Ihr Euch sicher vorstellen..

 

Ob Ihr auch nachempfinden könnt, WIE DANKBAR und GLÜCKLICH ich über dieses Erlebnis und die Bilder bin, weiß ich nicht, und ich kann es nicht wirklich in Worte fassen. Polarlicht vor der eigenen Haustür. Das muss man sich mal vorstellen. Noch nie war ich so dermaßen froh, nochmal aufgestanden zu sein. Hätte ich die Bilder gesehen, die ab Montag die Nachrichten und die sozialen Medien überschwemmten, ohne selbst einen Versuch unternommen zu haben, die Lichter zu sehen und zu fotografieren, ich hätte mir vermutlich ein Loch gegraben und wäre erstmal mindestens für einige Wochen auf Tauchstation gegangen. Bloßes in den A.. beißen oder Decke über den Kopf ziehen, hätte da jedenfalls bei weitem nicht mehr ausgereicht..

 

Vor lauter Aufregung und mit den eingefroren Füßen war dann trotz der zeitigen Rückkehr gegen Mitternacht leider an Schlaf dennoch nicht zu denken. Ich ging immer wieder ins Bett, aber genau so oft schaute ich nochmal aufs Handy, was da abging und stand wieder auf, um immer nochmal ungläubig aus dem Fenster zu fotografieren. Der Start in die Arbeitswoche am Montag war ob des Schlafmangels ein kleines bisschen holprig, aber die Euphorie über die Fotoausbeute machten die Folgen des Schlafmangels definitiv wett.

 

Außerdem waren für Montag dann tatsächlich noch viel bessere Werte angesagt, und zunächst sah es auch noch nach brauchbarem Wetter aus.

 

Also verabredete ich mich mit dem besten Fotokumpel, tankte das Auto, lud Akkus, packte Sachen, organisierte das Abendessen um... während die Wolkendecke immer dichter wurde. So plante ich um von Ost- auf Nordsee und suchte aufgrund des Wolkenradars immer neue Spots heraus, die uns hoffentlich einen Blick auf die sehr sicher auftretenden Polarlichter ermöglichen würden. Nun ja. Jedenfalls so lange, bis die Wolkendecke irgendwann in fast ganz Schleswig-Holstein wirklich so lückenlos war, dass wir einsehen mussten, dass es einfach keinen Sinn machte, hunderte Kilometer für sehr wahrscheinlich nichts und wieder nichts Auto zu fahren. Bis nach Dänemark hoch wollte ich nicht, und so blieb ich am Montag mega frustriert zu Hause. Ich hatte so sehr auf weitere Lichter gehofft, die übrigens auch eintraten, aber dank des Wetters gab es an dem zweiten Tag nicht viele Sichtungen. Mittel- und Norddeutschland waren da tatsächlich deutlich besser bedient als wir Nordlichter. Pah!

 

Für Dienstag war dann das Wetter wieder vielversprechend, und die Werte waren noch so einigermaßen gut. Die Intensität hatte schon deutlich abgenommen, aber es sah so aus, als wenn wir mit Glück noch einmal Lichter erwischen könnten. Also fuhr ich in vorsichtiger Hoffnung abends noch an die Ostseeküste und platzierte mich optimistisch am Strand. Um mich nach zwei Stunden enttäuscht wieder auf den Nachhauseweg zu machen. Leider war kein Polarlicht mehr zu entdecken gewesen. Na gut, so ist das Leben als Polarlichtjäger, und immerhin habe ich zwei Stunden frische Luft und das leise Plätschern von ganz sanften Ostseewellen genossen.

 

Die Aktivität hat nun erst einmal wieder abgenommen, im Moment ist nichts Großes mehr zu erwarten. Aber da der Zyklus seinem Höhepunkt zusteuert, ist es durchaus möglich, dass wir in den nächsten Monaten durchaus noch ab und zu so ein starkes Leuchten bis zu uns „runter“ erleben dürfen. Die Polarlichtjagd geht also weiter!

 

Und heute präsentiere ich Euch erstmal sowas von stolz, dankbar und glücklich meine zweiten Polarlichtfotos, für die ich – Ihr wisst schon.. mangelnder Speicherplatz und so – nun ebenfalls eine eigenen Seite eingerichtet habe:

 

rangezoomt-auf-polarlicht-jagd