BREAKING WAVES

01.05.2022 16:30

Man muss ja auch mal Glück haben...

 

Als ich irgendwann letztes Jahr das erste Mal mitbekam, dass anlässlich des 5. Geburtstages der Elphi eine Beleuchtung des Gebäudes geplant ist, war natürlich sofort klar, dass ich mir das auf keinen Fall entgehen lassen darf.

 

Der Geburtstag im Januar verging, und es dauerte noch bis Ende April, bis dieses Lichtkunstwerk nun endlich stattfinden sollte. An einem Donnerstag abends um 23 Uhr (und am Freitag, Samstag und Sonntag um 22.30 Uhr). HMPF.

 

Wir überlegten lange hin und her, ob wir es auf uns nehmen, in der Woche so spät nach Hamburg zu toben (bzw. nach Hause) oder ob wir doch lieber „entspannter“ am Freitag fahren. Da ich mir aber sehr sicher war, dass der Hafen und gerade die Theaterinsel, die sich für mich als einzig sinnvoller Standort zum Fotografieren anbot, vor Leuten überquellen würden und wir die Hoffnung hatten, dass die Menschenmassen sich zumindest am Donnerstag noch in einigermaßen erträglichen Grenzen halten würden, weil die meisten (so wie wir) am nächsten Tag noch hoch müssen, entschieden wir uns, es gleich am Donnerstag durchzuziehen.

 

Da ich unbedingt gute Bilder von dem einmaligen durch hunderte Drohnen ermöglichte Lichtkunstwerk „Breaking Waves“ machen wollte, die Lichtsituation aber vorher ja überhaupt nicht einschätzen konnte (und mein persönliches Problem mit Menschenansammlungen nicht unerheblich ist) war ich etwas angespannt und hatte mir schon überlegt, im Zweifel am Freitag einfach noch ein zweites Mal hinzufahren. Dann wüsste ich, was auf mich zukommt, könnte anhand der bereits entstandenen Bilder vermutlich die besten/sinnvollsten Einstellungen einschätzen, bräuchte daher nicht mehrere Objektive mitschleppen und könnte das noch einmal recht entspannt genießen.

 

So machten wir uns am Donnerstag sehr zeitig auf den Weg und waren bereits zwei Stunden vor der Aufführung an unserer Location, wo sich bereits einige Fotografen platziert hatten. Einige wenige hatten sogar ganz in Manier deutscher Urlauber, die ihr Handtuch morgens auf die besten Liegen legen und dann frühstücken oder noch eine Runde schlafen gehen, ihre Stative an die besten Plätze gestellt und sich erstmal wieder zurückgezogen. Nun ja..

 

Da wir ja auch sehr rechtzeitig vor Ort waren, konnten wir uns ebenfalls noch gute Plätze sichern. Die Wartezeit in der Kälte vertrieben wir uns mit Gesprächen, Austausch mit anderen Fotografen und Genießen der Aussicht und der Atmosphäre. Hamburger Hafen eben. Große Liebe. Eindrücke, die niemals langweilig werden.

 

Nach und nach wurde es vor den Musicalgebäuden deutlich voller, bis kurz vor Beginn der Vorführung wirklich unzählige Fotografen (und „normale" Zuschauer) jeden möglichen Quadratzentimeter einnahmen. So viele Stative auf einem Haufen und dicht an dicht habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen! Wir hatten wirklich gut daran getan, so zeitig vor Ort zu sein, denn bis es losging, standen die Fotografen hinter uns in mehreren Reihen hintereinander, und vor uns (wir standen in erster Linie des Deiches sozusagen) waren noch zahlreiche Fotobegeisterte mit ihrem Equipment unten an die Wasserlinie geklettert. Die Stative wurden auf den Steinen im Elbwatt aufgebaut, auf dem steilen Hang und auf allen Erhebungen, Sockeln und in jedem Winkel.

 

Als das Lichtkunstwerk des niederländischen Künstlerpaares DRIFT (Studio Drift) dann kurz nach 23 Uhr begann, war ich zum Einen sehr ergriffen, zum anderen aber auch echt „im Stress“, weil nur kurz Zeit war, um alles festzuhalten. Dass die Lichtsituation mit den hellen Drohnen in der super dunklen Umgebung schwierig werden würde, hatte ich ja gewusst, und so versuchte ich die ganze Zeit, Bilder in verschiedenen Einstellungen aufzunehmen, um etwas Brauchbares zu ergattern.

 

Zwischendurch war ich immer wieder kurz fasziniert von den wogenden Lichtern, um mich dann gleich wieder aufs Fotografieren zu konzentrieren. Die zehn Minuten der Aufführung waren jedoch noch viel schneller vorbei als befürchtet. Nicht nur wir standen ein bisschen bedröpptelt da rum und schauten betreten in die Gegend, als die Drohnen verschwunden waren. Das wars jetzt schon? Die meisten um uns rum wirkten ebenso irgendwie ein bisschen „mitgenommen“. Ich fühlte mich ehrlich gesagt wie bestellt und nicht abgeholt. Das ging einfach viel zu schnell, als dass man vernünftige Bilder machen konnte und das Ganze auch noch bewusst genießen.

 

Gott sei Dank mussten wir dann aber wenigstens nicht wie geplant noch den Marsch zum und durch den alten Elbtunnel auf uns nehmen, um zurück ans andere Ufer und zum Auto zu kommen, denn wider Erwarten fuhren zu dem späten Zeitpunkt doch noch Fähren, weil wohl noch genug Menschen da drüben unterwegs waren. Diese Gelegenheit der Abkürzung unseres späten Heimwegs ließen wir uns natürlich nicht entgehen.

 

Als ich am Freitag die Bilder durchsah und noch überlegte, ob ich nochmal hinfahren soll oder nicht, wurde mir die Entscheidung leider abgenommen.

 

Die weiteren geplanten Aufführungen wurden alle kurzfristig abgesagt!

 

 

 

Von meinem völligen Unverständnis und meinem Ärger über diese Störaktion abgesehen, war ich dann ehrlich gesagt aber sehr glücklich und dankbar, dass wir schon am Donnerstag gefahren sind. Was hätte ich mich geärgert, wenn wir es für Freitag geplant hätten. So kann ich sagen, ich war dabei, und das war wirklich etwas Besonderes. Dass dieses Erlebnis und auch die entstandenen Bilder derart kostbar und rar werden würden, hätte ich natürlich nicht gedacht. Und natürlich ist es neben dem verständlichen Frust der Künstler und Mitwirkenden wirklich schade für alle, die dieses Spektakel gern noch besucht hätten.

 

So bleiben nun nur die Fotos und Videos aller bei der Premiere dabei gewesenen und die Hoffnung, dass das doch irgendwann nochmal nachgeholt werden kann. Und bis dahin zeige ich Euch natürlich eine Ausbeute meiner Bilder der Breaking Waves an der Elbphilharmonie Hamburg: Elbphilharmonie (BreakingWaves)